»Globalisierung als Fortschritt ist idealistische Aufgabe,
nicht beiläufiges Resultat.«
Hajo Gscheidmeyer

Willkommen bei Concretio!

Eine Welt im Umbruch benötigt ethische Wertorientierung
Wir stehen vor großen Herausforderungen: Über die letzten 30-40 Jahre haben sich Reichtum und materielle Güter in immer weniger Händen angehäuft. Gleichzeitig haben sich Macht und politischer Einfluss auch und gerade in Demokratien entsprechend verschoben: 1$ bzw.1€ = 1 Stimme beschreibt eher die Realität als 1 Person = 1 Stimme. Gleichzeitig stehen wir vor einem zunehmenden Raubbau an der Natur, der auf Sicht das Überleben auf der Erde bedroht. Auch hierfür ist eine vorrangige materielle Orientierung bei zunehmender Ungleichheit unter den Menschen verantwortlich. Zwar hat man mit den Pariser Nachhaltigkeitszielen (s. Nachhaltigkeit) ein sinnvolles Programm erstellt, das aber nur wirken kann bei entsprechend geänderten Strukturen und  Haltungen. Die jüngste Finanzkrise ist ein weiteres Beispiel für die erzeugten Verwerfungen. Boni für die Täter, Eigentumsverlust für die Kreditnehmer und Bankenrettung durch die Steuerzahler. Mit allem einher geht eine zunehmende Gefährdung demokratischer Rechte. Statt diese beispielhaft zu stärken und auszubauen, um das Aufklärungsprojekt zu vollenden, und im Grundgesetz niedergeschriebene Verprechen und Rechte endlich wahr zu machen (Souverän einer demokratischen Verfassung sind die Bürger*Innen), nähern wir uns immer stärker oligarchischen und autokratischen Strukturen an, die es in der übrigen Welt bereits in steigender Zahl gibt. War alles umsonst?

»Concretio« leitet sich ab von »concrescere« (lat.) - zusammenwachsen und steht für Ethik + Werte.
Wir werben dafür, die entstandene Kluft zwischen materiellen und ideellen Werten zu schließen, denn sie schadet dem Gemeinwohl. Tiefere Ursache ihres Entstehens ist eine fatale Verkennung von Zweck und Mittel: Das Gute ist nämlich der eigentliche Zweck des Lebens, das Geld lediglich ein Mittel, um das »Bonum commune«, das Gute und das Gemeinwohl  zu erlangen und zu pflegen.Schon die alten Griechen (Platon, Plotin) waren sich sicher: Der Geist steht über der Materie, das Wahre ist die Idee. Ähnlich sehen es ostasiatische Religionen wie Buddhismus, Taoismus, Hinduismus oder überall und zu aller Zeit die Mystiker. Neueste Quantenphysik belegt dieses Denken und beseitigt damit Dualismen und herrschende Widersprüche in der Physik. Wir glauben, dass sich ähnlich auch die Widersprüche unserer Gesellschaft aufheben lassen. (Dazu u.a. Artikel unter »Leitbild«)
Anstatt zu zerfallen, wächst so die Gemeinschaft zusammen, in und an sich selbst. Sie wird ein Ganzes, das mehr ist als seine Teile, ein »Teil-Ganzes«, das Bedeutung und Verdienste seiner Teile kennt und würdigt. Eine Holarchie entsteht.

 Umwandelbarkeit materieller Werte
Waren wir zu Besuch in Rhöndorf am Rhein bei den Eltern meiner Mutter, gab es für Enkel wie Erwachsene »Einzel-Audienzen« bei meinem Großvater, einem früheren Oberstudiendirektor, Lehrer für Deutsch, Geografie und Sport.
Etwa im Alter von 12 Jahren erzählte er mir bei solcher Gelegenheit folgende Geschichte, die mich nie losgelassen hat:
Es war Abitur und in seiner Klasse lautete das zentral gestellte Thema für den Aufsatz: »Was würden Sie tun, wenn Sie in einer Lotterie sehr viel Geld gewonnen hätten?« Zu seinen Schülern zählte u.a. der spätere Nachkriegsdichter Wolfgang Weyrauch, in Deutsch ein Überflieger. Während andere schon längst angefangen hatten zu schreiben, dachte er offenbar noch nach. Dann griff er entschlossen zu seinem Füller, schrieb und gab meinem verdutzten Großvater sein Papier mit den Worten, er sei bereits fertig.
Großvater gab seinem Schüler nach reiflicher Überlegung und eingedenk der Vorleistung eine 2; er musste später diese Note für den »Aufsatz« verteidigen gegen heftige Angriffe der Kommission. Er tat das mit der Frage, ob nicht die angebotene Lösung seines Schülers eine zwar knappe, doch immerhin intelligente, wenn nicht gar weise und zweifellos durchdachte Antwort auf das reichlich einfältige Thema gewesen sei. Der Abiturient hatte übrigens nur einen einzigen Satz geschrieben: »Ich würde Bücher kaufen.«
Die richtigen Bücher vorausgesetzt bekommt man so tatsächlich den meisten Wert für sein Geld, so meine eigene Erfahrung.
(Eine Übersicht der Bücher, die Grundlage für mich und diese Seite bilden --> Aktuelles+Literatur)

 

Liebeserklärung an die Antike

Bedeutung von Bildung
24.04.2018

«Bei der unerhörten Entschiedenheit, mit welcher die beiden Völker der Antike ihr Leben gelebt haben,
bei der großen Dichte der Substanz, aus der heraus sie das Erlebte mit größter Formklarheit im Begriff versammelt und in der Gestalt ebenso scharf umrissen wie lebendig hingestellt haben, haben diese Gedanken und Gestalten jener Griechen und Römer es an sich, dass man sie dann,
wenn man ihnen wirkl

...Weiterlesen

«Bei der unerhörten Entschiedenheit, mit welcher die beiden Völker der Antike ihr Leben gelebt haben,
bei der großen Dichte der Substanz, aus der heraus sie das Erlebte mit größter Formklarheit im Begriff versammelt und in der Gestalt ebenso scharf umrissen wie lebendig hingestellt haben, haben diese Gedanken und Gestalten jener Griechen und Römer es an sich, dass man sie dann,
wenn man ihnen wirklich einmal begegnet ist, nie vergisst. 

Man lernt an ihnen nicht nur etwas, man wird etwas an ihnen.
Nicht
nur Wege öffnen sich hier, sondern man lernt gehen

Wolfgang Schadewaldt: »Sinn und Wert der humanistischen Bildung im Leben unserer Zeit« (Göttingen 1956)

Heute führt »Bildung« hingegen eher auf Wege, die fremdbestimmt sind:
      - Geprägt im Sinne des Ökonomismus und des Funktionierens im von außen auferlegten System
      - Fokus auf Fertigkeiten mit Verwendbarkeit im Sinne und zum Nutzen anderer
      - Materielle und häufig mentale Abhängigkeit, statt Förderung selbstbestimmter Vision

In jedem Punkt wird nämlich u.a. einer der kategorischen Imperative Kants verletzt:
Den Menschen nicht als bloßes Mittel, sondern zumindest immer auch als Zweck unseres Handelns zu sehen.
Und wo mehr als bei Bildung sollte denn der einzelne Mensch zentraler Zweck unseres Handelns sein?

CONCRETIO leitet sich ab von lat. »concrescere - zusammenwachsen« und steht für Werteorientierung,
bedeutet »Verfestigung/Konkretisierung«. Wieder zusammenwachsen sollen materielle und ideelle Werte:
Wahrer Lebenszweck ist die gesunde Entwicklung innerer Werte, materielle Werte sind »nur« Mittel. Daher sollten die Menschen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Haltung und Handeln an wahren und dauerhaften inneren Werten orientieren.

Zum Anfang

Materielle und immaterielle Werte

Mittel & Zweck
24.04.2018

Aus Sorge für Umwelt und Nachhaltigkeit hat Prof. Schmidt-Bleek sein bekanntes Paradigma der »Dematerialisierung« entwickelt. Nach unserer Überzeugung dürfte dieses berechtigte Paradigma ohne weiteres übertragbar sein auch und gerade auf das Reich der Werte. Allzu zerstörerisch für Gesellschaft und Gemeinschaft hat sich mittlerweile die Jagd der Finanzwelt nach materiellen Werten inzwischen entfal

...Weiterlesen

Aus Sorge für Umwelt und Nachhaltigkeit hat Prof. Schmidt-Bleek sein bekanntes Paradigma der »Dematerialisierung« entwickelt. Nach unserer Überzeugung dürfte dieses berechtigte Paradigma ohne weiteres übertragbar sein auch und gerade auf das Reich der Werte. Allzu zerstörerisch für Gesellschaft und Gemeinschaft hat sich mittlerweile die Jagd der Finanzwelt nach materiellen Werten inzwischen entfaltet. Die Größe zunehmender Zerstörungkraft dieses unseligen Gebarens gieriger Finanzjongleure ist ablesbar an vielen Parametern, von denen hier nur drei Perspektiven genannt seien.

Die Finanzkrisen und in der Folge mit Steuergeldern vorgenommenen Bankenrettungen der letzten beiden Jahrzehnte sind unserer Politik besonders schwer deshalb anzulasten, weil wir durch Geschehen und Ursachen der Weltfinanzkrise 1929 hinreichend hätten vorgewarnt sein sollen. Damals war nicht zuletzt das couragierte Eingreifen des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt  Ausgangspunkt einer Umkehr zu vernünftiger Finanzpolitik für viele Jahre. Spätere Präsidenten und Regierungschefs (Nixon, Reagan, Thatcher, Clinton) haben leider das Steuer wieder in die entgegengesetzte Richtung gedreht - angefeuert durch die Chicagoer School of Economics. Unterwegs hat es nicht gefehlt an warnenden Stimmen: Noam Chomsky, H.-J. Jakobs,  Paul Kirchhof, Thomas Piketty, Nouriel Roubini, Tomáš Sedlacek, Yanis Varoufakis, um nur einige zu nennen. Aber schon wieder und weiterhin klafft die Schere Arm-Reich weit auseinander, werden Verursacher nicht bestraft, Banken mit dem Geld aller gerettet.

Ist dies schon schlimm genug, wird zudem die Ungerechtigkeit potenziert, indem Kapitaleinkünfte in Deutschland mit nur 25% belegt werden - eine Obergrenze, von der arbeitende Steuerzahler nur träumen können. Steueroasen werden nicht bekämpft - vielleicht sogar wohlwollend toleriert? - und so entgehen den Staaten vorsichtig geschätzt Einnahmen in Höhe von 200 Mrd. Dollar (etwa das Doppelte der weltweit gezahlten Welt-Entwicklungshilfe).

Das größte Problem aber sind die durch dieses Gebahren erzeugten Verschiebungen von Macht und Einfluss, sehr zum Schaden der Demokratie. In Brüssel stehen 1700 Lobbyisten etwa 430 Beamten gegenüber und nehmen zu ihrem Vorteil Einfluss auf unsere Gesetze, Regeln und Verfahren. Es wird Zeit, dass wir unsere Repräsentanten nachdrücklich daran erinnern, wen sie in einer rechtsstaatlichen Demokratie zu vertreten haben.

Arm und Reich 
Reicher Mann und armer Mann 
standen da und sah'n sich an.
Und der Arme sagte bleich, 
wär' ich nicht arm, wär'st Du nicht reich.
Bertold Brecht (Alfabet, Strophe 17; 1934)

Zum Anfang

Positiv und Negativ

Vom Sein zum Sollen

»Vieles wird zusehends schlechter, anderes wegsehends nicht besser.« (Helmut Qualtinger)
Was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen: »Ich möchte das Negative nicht, ich möchte mich auf das Positive konzentrieren«?

Im Zahlengebäude der mathematischen Welt spiegeln sich an der Null das Positive und das Negative. Durch das Zusammenspiel von Negativ und Positiv entstehen ästhetisch ausgesprochen schöne

...Weiterlesen

»Vieles wird zusehends schlechter, anderes wegsehends nicht besser.« (Helmut Qualtinger)
Was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen: »Ich möchte das Negative nicht, ich möchte mich auf das Positive konzentrieren«?

Im Zahlengebäude der mathematischen Welt spiegeln sich an der Null das Positive und das Negative. Durch das Zusammenspiel von Negativ und Positiv entstehen ästhetisch ausgesprochen schöne Werke in analoger Fotografie, Lithografie, Linoldruck oder in der Mathematik die Harmonie der Fraktale. Und Gerechtigkeit lässt sich einigermaßen vollständig nur dann beschreiben und erfassen, wenn man sich eingehender auch mit der oft konkreteren Ungerechtigkeit beschäftigt. Ich persönlich möchte versuchen, die Welt zu sehen wie sie ist.
Nach Möglichkeit hinsehen, nicht etwas ausblenden. Mich am Positiven freuen. Und wenn da etwas besser oder positiver sein könnte, möchte ich nach Möglichkeit einen Beitrag dazu leisten, dass es dazu kommt. Auch darüber kann man sich freuen, vielleicht ja sogar authentischer und befreiender als bei reiner Betrachtung des ohnehin schon Schönen. Und wenn etwas schlecht gelaufen ist, möchte ich daraus lernen und es nicht einfach vergessen. Wirklich schlimm wäre in dieser Situation allein, nicht hingesehen zu haben oder aus Fehlern nicht lernen zu wollen, wo man tatsächlich einen Beitrag hätte leisten können zu einer Änderung zum Besseren. Dies als Auftrag an sich selber gerichtet garantiert natürlich nicht, dass man ihm immer gerecht wird. Aber er macht das Gelingen vielleicht doch ein klein wenig wahrscheinlicher und häufiger.

 

 

Zum Anfang

Sorge um die Republik (1)

Warum das Grundgesetz keine Verfassung ist.
Im Jahr 2019 feiert unser Grundgesetz seinen 70-ten Geburtstag; das ist Grund zur Freude, denn mit seiner Geburt wurde ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte beendet und ein Neuanfang gemacht. Zum Eintritt in eine hellere Zeit wählten die Mütter und Väter zur Eröffnung unseres Grundgesetzes in dessen Art.1 eine stimmige, aber auch verpflichtende, weil große Verheißung: »Die Würde des Menschen is...Weiterlesen
Im Jahr 2019 feiert unser Grundgesetz seinen 70-ten Geburtstag; das ist Grund zur Freude, denn mit seiner Geburt wurde ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte beendet und ein Neuanfang gemacht. Zum Eintritt in eine hellere Zeit wählten die Mütter und Väter zur Eröffnung unseres Grundgesetzes in dessen Art.1 eine stimmige, aber auch verpflichtende, weil große Verheißung: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.«
Der Geburtstag des Grundgesetzes gibt aber gerade deshalb auch Anlass zu Nachdenklichkeit und kritischer Nachfrage.
Denn das Grundgesetz enthält auch das bisher unerfüllte Versprechen seines Art.146:
Dieses Grundgesetz kann abgelöst werden durch eine Verfassung, die sich das deutsche Volk in freier Bestimmung selbst gegeben hat.

Aus der Sprach- und Satzlogik der Art.20 und 146 GG wie aus der Geschichte ergibt sich in der nachdenklichen Zusammenschau eindeutig,
dass das Grundgesetz keine Verfassung ist und auch gar nicht als solche gemeint war. Es war und ist allenfalls ein Vorläufer und ein Platzhalter,
um die Rolle einer Verfassung auf Zeit zu übernehmen, bis eben die Umstände es zuließen, dass das Volk sich diese Verfassung selbst erarbeiten könne.
Für Deutschland waren spätestens mit der Wiedervereinigung genau diese Umstände eingetreten.

Seit der Aufklärung und der Ablösung absolutistischer Herrscher wissen wir: Der Rechtsrahmen einer Verfassung demokratischer Rechtsstaaten muss zwingend vom Volke kommen, sonst käme er ja weiter von den Herrschenden; Gesetzeshierarchie und Gewaltenteilung wären damit wieder beseitigt. 
Den Menschen, deren Würde unantastbar ist, sollte man doch eigentlich die Fähigkeit zugestehen, sich als Bürger und Bürgerinnen eine Verfassung aus freien Stücken erarbeiten zu können und darin die übergeordneten Regeln des gewollten Zusammenlebens in gemeinsamer Beratung festzulegen.
Dieses Zutrauen in die Bürger hatten offenbar die Mütter und Väter des Grundgesetzes; nicht anders ist die Existenz des Art.146 sinnvoll zu erklären.

Die bis heute fehlende Ausführungsbestimmung, nach welchem Verfahren das deutsche Volk sich diese Verfassung geben könne, gibt zur Sorge Anlass.
Diese Sorge verstärkt noch die Tatsache, dass bisher weit mehr als die Hälfte aller Artikel des GG geändert wurden, ohne die Bürger*innen zu beteiligen.

Zum Anfang