Bildung ist eine lebenswichtichtige und lebenslange Aufgabe. Aber welche Bildung? Heute werden Fertigkeiten und Anpassung an wirtschaftliche Belange viel zu hoch bewertet, der Umgang mit Werten hingegen vernachlässigt.
CONCRETIO bekennt sich zur humanistischen Bildung: Diese vermittelt authentische Wertekompetenz und setzt tiefer gehende Prioritäten
«Bei der unerhörten Entschiedenheit, mit welcher die beiden Völker der Antike ihr Leben gelebt haben,
bei der großen Dichte der Substanz, aus der heraus sie das Erlebte mit größter Formklarheit im Begriff versammelt und in der Gestalt ebenso scharf umrissen wie lebendig hingestellt haben, haben diese Gedanken und Gestalten jener Griechen und Römer es an sich, dass man sie dann,
wenn man ihnen wirkl
«Bei der unerhörten Entschiedenheit, mit welcher die beiden Völker der Antike ihr Leben gelebt haben,
bei der großen Dichte der Substanz, aus der heraus sie das Erlebte mit größter Formklarheit im Begriff versammelt und in der Gestalt ebenso scharf umrissen wie lebendig hingestellt haben, haben diese Gedanken und Gestalten jener Griechen und Römer es an sich, dass man sie dann,
wenn man ihnen wirklich einmal begegnet ist, nie vergisst.
Man lernt an ihnen nicht nur etwas, man wird etwas an ihnen.
Nicht nur Wege öffnen sich hier, sondern man lernt gehen.»
Wolfgang Schadewaldt: »Sinn und Wert der humanistischen Bildung im Leben unserer Zeit« (Göttingen 1956)
Heute führt »Bildung« hingegen eher auf Wege, die fremdbestimmt sind:
- Geprägt im Sinne des Ökonomismus und des Funktionierens im von außen auferlegten System
- Fokus auf Fertigkeiten mit Verwendbarkeit im Sinne und zum Nutzen anderer
- Materielle und häufig mentale Abhängigkeit, statt Förderung selbstbestimmter Vision
In jedem Punkt wird nämlich u.a. einer der kategorischen Imperative Kants verletzt:
Den Menschen nicht als bloßes Mittel, sondern zumindest immer auch als Zweck unseres Handelns zu sehen.
Und wo mehr als bei Bildung sollte denn der einzelne Mensch zentraler Zweck unseres Handelns sein?
CONCRETIO leitet sich ab von lat. »concrescere - zusammenwachsen« und steht für Werteorientierung,
bedeutet »Verfestigung/Konkretisierung«. Wieder zusammenwachsen sollen materielle und ideelle Werte:
Wahrer Lebenszweck ist die gesunde Entwicklung innerer Werte, materielle Werte sind »nur« Mittel. Daher sollten die Menschen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Haltung und Handeln an wahren und dauerhaften inneren Werten orientieren.
Aus Sorge für Umwelt und Nachhaltigkeit hat Prof. Schmidt-Bleek sein bekanntes Paradigma der »Dematerialisierung« entwickelt. Nach unserer Überzeugung dürfte dieses berechtigte Paradigma ohne weiteres übertragbar sein auch und gerade auf das Reich der Werte. Allzu zerstörerisch für Gesellschaft und Gemeinschaft hat sich mittlerweile die Jagd der Finanzwelt nach materiellen Werten inzwischen entfal
...WeiterlesenAus Sorge für Umwelt und Nachhaltigkeit hat Prof. Schmidt-Bleek sein bekanntes Paradigma der »Dematerialisierung« entwickelt. Nach unserer Überzeugung dürfte dieses berechtigte Paradigma ohne weiteres übertragbar sein auch und gerade auf das Reich der Werte. Allzu zerstörerisch für Gesellschaft und Gemeinschaft hat sich mittlerweile die Jagd der Finanzwelt nach materiellen Werten inzwischen entfaltet. Die Größe zunehmender Zerstörungkraft dieses unseligen Gebarens gieriger Finanzjongleure ist ablesbar an vielen Parametern, von denen hier nur drei Perspektiven genannt seien.
Die Finanzkrisen und in der Folge mit Steuergeldern vorgenommenen Bankenrettungen der letzten beiden Jahrzehnte sind unserer Politik besonders schwer deshalb anzulasten, weil wir durch Geschehen und Ursachen der Weltfinanzkrise 1929 hinreichend hätten vorgewarnt sein sollen. Damals war nicht zuletzt das couragierte Eingreifen des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt Ausgangspunkt einer Umkehr zu vernünftiger Finanzpolitik für viele Jahre. Spätere Präsidenten und Regierungschefs (Nixon, Reagan, Thatcher, Clinton) haben leider das Steuer wieder in die entgegengesetzte Richtung gedreht - angefeuert durch die Chicagoer School of Economics. Unterwegs hat es nicht gefehlt an warnenden Stimmen: Noam Chomsky, H.-J. Jakobs, Paul Kirchhof, Thomas Piketty, Nouriel Roubini, Tomáš Sedlacek, Yanis Varoufakis, um nur einige zu nennen. Aber schon wieder und weiterhin klafft die Schere Arm-Reich weit auseinander, werden Verursacher nicht bestraft, Banken mit dem Geld aller gerettet.
Ist dies schon schlimm genug, wird zudem die Ungerechtigkeit potenziert, indem Kapitaleinkünfte in Deutschland mit nur 25% belegt werden - eine Obergrenze, von der arbeitende Steuerzahler nur träumen können. Steueroasen werden nicht bekämpft - vielleicht sogar wohlwollend toleriert? - und so entgehen den Staaten vorsichtig geschätzt Einnahmen in Höhe von 200 Mrd. Dollar (etwa das Doppelte der weltweit gezahlten Welt-Entwicklungshilfe).
Das größte Problem aber sind die durch dieses Gebahren erzeugten Verschiebungen von Macht und Einfluss, sehr zum Schaden der Demokratie. In Brüssel stehen 1700 Lobbyisten etwa 430 Beamten gegenüber und nehmen zu ihrem Vorteil Einfluss auf unsere Gesetze, Regeln und Verfahren. Es wird Zeit, dass wir unsere Repräsentanten nachdrücklich daran erinnern, wen sie in einer rechtsstaatlichen Demokratie zu vertreten haben.
Arm und Reich
Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah'n sich an.
Und der Arme sagte bleich,
wär' ich nicht arm, wär'st Du nicht reich.
Bertold Brecht (Alfabet, Strophe 17; 1934)
Offenbar scheint man der Überzeugung, dass schwere Gesetzesverstöße durch »Bekennen per Zahlung« ungeschehen zu machen sind und erneute Gesetzesverstöße nicht zwingend ausschließen müssen. Demokratische Werte und Institutionen wie »Vernunft, Vertrauen, Verantwortung, Recht, Gesetz, Gerechtigkeit, Öffentlichkeit, Parlament, Regierung« werden auf diese Weise ausgehöhlt, bestehende Werteüberzeugungen einfach mit Füßen getreten. Und wir widersprechen nicht einmal.
Dadurch werden aber Demokratie, Gesellschaft und Formen des harmonischen Zusammenlebens starken Schaden nehmen. »Pecunia non olet« (Geld stinkt nicht) sagte schon der römische Kaiser Vespasian. Aber da war die alte
römische Republik ja auch bereits Geschichte. Redewendung: Geld stinkt nicht - [GEOLINO]
Aber aus der jüngeren deutschen Geschichte lässt sich ähnliches lernen: Dass vernachlässigte Gemeinwesen keine Zukunft haben, beschrieb der Altphilologe Christian Meier mit Blick auf Weimar in seinem Buch »Res publica amissa« und der an Kanzlerin Merkel gerichtete gewaltige Vorwurf des Bundesverfassungsgerichtes, in der Eurokrise die Rechte des Parlaments systematisch zu verletzen, hatte keinerlei Folgen. Colin Crouch hat bereits den Begriff »Postdemokratie« in Form eines Buches geprägt. Dort gehen Bürger*innen zwar noch zur Wahl, spielen aber eine passive, schweigende, ja apathische Rolle und reagieren nur auf Signale, die man ihnen beispielsweise über die Medien gibt. Wenn wir unsere Begriffe verlieren, verlieren wir das Verständnis für die Wirklichkeit. Deshalb gilt es, um diese unbedingt mit voller Kraft ernsthaft zu kämpfen.
Nach den Greueltaten der Nationalsozialisten und deren Verfolgung nach dem Ende des Krieges entspann sich ein öffentlich ausgetragener Rechtsstreit zwischen dem weltweit anerkannten Rechtswissenschaftler H.L.A. Hart - einem britischen Rechtspositivisten - und dem weniger berühmten Amerikaner Lon Fuller, einem überzeugten Nicht-Positivisten, denn auch im Nazi-Reich gab es ja geschriebene Gesetze und ordentliche Gerichte. Wo also ging die Grenze des Unrechts? Das BVerfGE hat nach dem Kriege in eigener Sache hierzu ein Beispiel gesetzt: Ein deutscher Jude, der den Krieg in den Niederlanden überlebte, hatte dagegen geklagt, dass man ihm nach den Rassengesetzen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt hatte. Das Gericht gab ihm recht und die deutsche Staatsbürgerschaft samt damit verbundener Rechte so zurück, als hätte er sie nie verloren gehabt. Der Kern der Begründung lautete: »Auch geschriebenes Recht kann Unrecht sein.«
Übrigens war Lon Fuller der Lehrer des weltweit bekannten, jüngst verstorbenen Rechtsphilosophen Ronald Dworkin -einem ebenfalls absolut überzeugten Nichtpositivisten. Pikanterweise übernahm gerade Dworkin 1969 vom emeritierten Professor Hart den Lehrstuhl für Allgemeine Rechtslehre an der renommierten Oxford University.